Auschwitz

Wettbewerb "Alma Rosé" - Vertonung deutschsprachiger Lyrik jüdischer Autor*innen

In diesem Jahr plane ich einen Wettbewerb "Alma Rosé. Vertonung deutschsprachiger Lyrik jüdischer Autor*Innen".

Schirmherr des Wettbewerbs ist Konstantin Wecker. Auch der ehemalige Ministerpräsident des Saarlandes, Reinhard Klimmt, steht für den Wettbewerb zur Verfügung.

Mit diesem Wettbewerb sollen junge Menschen angeregt werden, sich mit dem Thema Nationalsozialismus, Rassismus und Antisemitusmus, Diskriminierung und Antiziganismus auseinanderzusetzen. Ziel ist es, ein Gespür für Diskriminierungen jeglicher Art zu entwickeln.

Das Beispiel der Shoah, eindeutig ausgehend und durchgeführt von den Nationalsozialisten, soll als mahnendes Ereignis dienen. Eine Auswahl von Gedichten soll die ganze Bandbreite der Anstisemitismus repräsentieren, beginnend im 19. Jahrhundert, das zwar für Öffnung und Liberalismus steht, aber auch für einen erstarkenden Antisemitismus, über die Zeit der Weimarer Republik, die für gesellschaftliche Offenheit steht, das Dritte Reich, in der die Verfolgten von den Nazis jeweils auf ein einziges Merkmal reduziert wurden, dramatisch zugespitzt bis zur "Endlösung der Judenfrage", bis zur Zeit nach dem Krieg. Die Überlebenden der Shoah mussten den Schock über das Vergangene erst einmal verarbeiten. Die Deutschen mussten sich ebenso ihrer Vergangenheit stellen und sich fragen, warum viele bei der Vernichtung eines Volkes nicht nur hingeschaut, sondern auch noch mitgemacht haben.

Die ausgewählten Gedichte stammen von Autor*innen, die von den Nationalsozialisten verfolgt, interniert und ermordet wurden. Die Interessenten des Wettbewerbs sollen sich anhand der ausgewählten Gedichte sich mit der Geschichte auseinandersetzen.  Die Komposition, also die Interpretation der Gedichte auf musikalische Art, ist Thema des Wettbewerbes. Diese Kompositionen sollen Sinnbilder für Toleranz und Menschlichkeit sein.

Mit diesem Wettbewerb soll ein positives Zeichen gegen rechte Musik gesetzt werden. Diese Fähigkeit von Musik, Gefühle und Emotionen jeglicher Art zu transportieren, soll für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit der NS-Zeit genutzt werden. Nicht nur die Teilnehmer des Wettbewerbs sollen animierr werden, sich auf eine andere Art und Weise mit dem Dritten Reich auseinanderzusetzen. Ziel des Wettbewerbs ist es, die zu ehren und derer zu gedenken, die von den Nationalsozialisten während des Dritten Reichs verfolgt, interniert und ermordet wurden oder die in die Flucht getrieben wurden.

Themen

Verfolgte Komponist*Innen, Künstler*Innen

„Alma Rosé: Leiterin des Mädchenorchesters von Auschwitz“
Alma Rosé, die Nichte von Gustav Mahler, war eine faszinierende Violinistin und Dirigentin, die ihr Leben für die Musik hingab. Sie wurde am 3. November 1906 in Wien geboren. Ihr Vater Arnold Rosé war
57 Jahre lang Erster Konzertmeister der Wiener Hofoper. Alma Rosé wuchs in einer musikalisch führenden Wiener Familie auf. Dies bedeutet einen alltäglichen und dadurch selbstverständlichen Umgang mit großen Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft. Sie war sich ihrer musikalischen Begabung und dadurch ihrer besonderen Verantwortung Zeit ihres Lebens bewusst. Sie wollte genauso wie ihr Vater Arnold Rosé und ihr berühmter Onkel Gustav Mahler ihr Talent auf hohem Niveau der Gesellschaft präsentieren. In der 30er Jahren feierte sie große Erfolge mit ihrem Damenensemble „Wiener Walzermädel“. Das Schicksal führte sie jedoch in die tiefste Ebene des Grauens: Von den Nazis 1942 verhaftet, wurde sie 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Dort leitete sie das Mädchenorchester von Auschwitz, zu deren Mitgliedern auch Anita Lasker-Wallfisch und Esther Bejerano gehörten. Alma Rosé starb am 4. April 1944 als Leiterin des Mädchenorchesters in Auschwitz.

Musik und Kultur zwischen den Weltkriegen

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war (nicht nur) in Deutschland auf einmal alles anders: Die Monarchie war abgeschafft, die Gesellschaftsstrukturen dadurch verändert, es gab keine Zensur. Geschlecht und Religion spielten keine Rolle. Und durch die technische Entwicklung änderte sich auch die Funktion von Musik.

Das Ergebnis: Vor allem in Berlin boomte die Musik und Kultur geradezu explosionsartig. Die Frage nach der Religion trat in den Hintergrund.

Von Liebe und Anstand: Lieder der Marlene Dietrich und Eva Busch kontra Zarah Leander und Marika Rökk

Von Liebe haben alle vier gesungen. Marlene Dietrich war 1929 „Von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, der Beginn ihrer Weltkarriere. Eva Busch sang von Liebeskummer: "Herz, mein Herz, wie tust du so weh", "Du wirst schon sehen, was du davon hast“. Das war in der Zeit, bevor die Nazis an die Macht kamen.

Das, was die vier Sängerinnen für anständig hielten, das war jedoch diametral entgegengesetzt: Marlene Dietrich und Eva Busch waren von Anfang an gegen rechts eingestellt und haben diese Position nie verlassen. Zarah Leander und Marika Rökk haben genau wie die beiden anderen auch ihre Heimat verlassen, sie sind jedoch nach Deutschland gegangen, ins Dritte Reich, um ihre Karrieren zu starten. Zarah Leander und Marika Rökk wurden von den Nazis zu Ufa-Stars gemacht, durften in Nazi-Deutschland ein Film nach dem anderen drehen. Eva Busch hat für ihre eindeutige Haltung mit dem Verlust ihrer Freiheit gebüßt, sie wurde verfolgt und interniert, saß vier Jahre im KZ Ravensbrück. Marlene Dietrich blieb der Weltstar, kehrte nach Deutschland erst mit den amerikanischen Truppen zurück und engagierte sich extrem stark für ihre GI’s.

Und nach dem Krieg? Alle vier konnten ihre Karrieren fortsetzen. Auch Zarah Leander und Marika Rökk. Und die sang bereits 1939/40: „Ich brauche keine Millionen,/Mir fehlt kein Pfennig zum Glück,/Ich brauche weiter nichts/Als nur Musik, Musik, Musik.“

Ein Streifzug durch die 30er und 40er Jahre mit viel Musik.

Musik in Konzentrationslagern und in Vernichtungslagern:
Eine Vielzahl von Orchester und Ensembles

Mit Beginn der Machtergreifung Hitlers wurde in Deutschland ein Netz von Konzentrationslagern aufgebaut. Zu jedem Hauptlager gab es verschiedene Nebenstellen. In allen Lagern gab es Musikensembles oder Musikkapellen, in denen Häftlinge musizierten. Fast jedes Lager hatte seine eigene Hymne mit einer ganz besonderen Bedeutung für die KZ-Häftlinge.

Das Wachpersonal nutzte Musik, um Häftlinge zu erniedrigen. Für die Insassen wurde Musik zu einem Fluchtpunkt und der Möglichkeit, um Kraft zu tanken.

  • Nationalsozialisten, „Zigeuner“ und Musik: Eine Geschichte mit nachhaltiger Wirkung

Marika Rökk sang von der „Zigeuner-Romantik“, von heißer Liebe, von Sehnsucht. Aber in Wirklichkeit wurden die Zigeuner verfolgt und vernichtet. Von Romantik keine Spur.

  • Jazz und die Musik der Sinti und Roma
  • Jazz und Swing bei den Nazis
  • Diskriminierung und Ausgrenzung in und durch Musik
  • Bücher und im Blog auf der Homepage, eine Auswahl:
  • widerständige Musik, Musik aus dem Widerstand
  • Musik der Sinti und Roma, Familie Reinhardt und Steinbach
  • Musik und Propaganda
  • „Lieder und Musik in Kino-Filmen“
  • „Propaganda und Musik“
  • Jüdische Musik
  • Musikwerke
    • Reihe „Uraufführungen“
    • Prägende Werke
  • Ereignisse
    • Wie stellen sich bestimmte Ereignisse musikalisch dar: Beginn Zweiter WK: „Bomben auf Polenland“
    • Gibt es Musikwerke, die ein bestimmtes Ereignis vorankündigen oder symbolisieren?
  • Jahrestage und Jubiläen
  • Rezensionen, Buch und CD
  • „Aus dem Netz gefischt“
    • Vorstellung interessanter Webseiten und Internetauftritte

 

Das "Forum Alma Rosé" (www.forum-alma-rose.de), auch als gleichnamiger Verein, widmet sich den verfolgten Musiker*Innen und Komponist*Innen, den Schriftsteller*Innen und Künstler*Innen der NS-Zeit.

Der Name des Forums nimmt Bezug auf die Nichte von Gustav Mahler: Alma Rosé, die bereits im Mai 1939 ins sichere London emigriert war, ging im September 1939 in die Niederlande, um dort als Geigenvirtuosin das für sie und ihren Vater dringend benötigte Geld zu verdienen. Wie nicht anders zu erwarten war, wurde sie nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht als Jüdin von den Nazis verfolgt. Auf der Flucht in die Schweiz wurde sie auf französischem Territorium bei Dijon im Dezember 1942 aufgegriffen und im KZ Drancy interniert. Am 18. Juli 1943 wurde Alma Rosé von Drancy ins Vernichtungslager Auschwitz transportiert. Von der KZ-Oberaufseherin Maria Mandl wurde Alma zur Leiterin des Mädchenorchesters des Lagers bestimmt. Sie starb am 4. April 1944 in Auschwitz unter bis heute nicht vollständig geklärten Umständen.

Im besonderen Angedenken an das Schicksal von Alma Rosé soll das Forum an alle Verfolgten, besonders an die mehr als sechs Millionen ermordeten Menschen jüdischen Glaubens und die Sinti und Roma, erinnern. Ihnen ist die Arbeit des "Forum Alma Rosé" gewidmet.

Musik hat eine unglaubliche Kraft in sich, kann Emotionen direkt vermitteln bzw. darstellen. Diese Fähigkeit von Musik soll für eine nachhaltige kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit genutzt werden. Einer der Schwerpunkte liegt auf der Wiederherstellung der Rezeptionsgeschichte der verfolgten Künstler*Innen, die durch Verfolgung und Ermordung im Dritten Reich unterbrochen wurde. Ziel ist die Vermittlung eines respektvollen Umgangs mit Künstler*Innen, die als anders dargestellt werden, deren Kultur fremd erscheint und unbekannt ist.

Im Forum soll nicht nur zurückgeschaut und dargestellt werden, wie es einmal gewesen ist, sondern auch den Bezug zur Gegenwart herstellen und deutlich darauf hinweisen, wie die Situation heute ist und wo welche Gefahren lauern. Etliche Begriffe der NS-Sprache und das braune Liedgut sind in rechten Kreisen bereits wieder präsent.

Im „Forum Alma Rosé“ soll erläutert werden, wie Komponisten und Musiker mit gesellschaftspolitischen Veränderungen umgehen und wie sie diese in Musik umsetzen: Musik, Politik und Gesellschaft stehen in einer Dreiecksbeziehung, deren Spannung immer wieder Veränderungen unterliegt. Musik und Literatur nehmen auf, was in einer Gesellschaft virulent ist bzw. was in der Luft liegt, aber von den meisten Zeitgenossen – noch – nicht wahrgenommen wird. Anhand dieser Zeitzeichen kann die Entwicklung einer Gesellschaft durch wissenschaftliche Analyse und Interpretation von den Nachgeborenen nachvollzogen werden. Gerade die Zeitspanne von 1918 bis 1945 ist von grundlegenden gesellschaftspolitischen Spannungen geprägt, die in Deutschland und Österreich dennoch durchaus sehr verschieden ausgetragen werden.

Das „Forum Alma Rosé“ ist als Ort der Sensibilisierung gedacht gegen musikalische, sprachliche und endlich gegen jede gesellschaftliche Ausgrenzung von jüdischen Menschen, Sinti und Roma, ethnischen Minderheiten, Andersdenkenden und Andersgläubigen, dem vermeintlich „Anderen“. Es soll nachhaltig wirken gegen Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung durch einen lebendigen Austausch unter Fachleuten und Interessenten sowie Debatten fördern zwischen den verschiedenen Fachbereichen, die mit diesem Thema befasst sind wie Musik, Musikwissenschaft, Geschichte und Politikwissenschaft. Die aktive Auseinandersetzung mit Geschichte, Musik und Kultur aus jener Zeit kann hilfreich sein, um eine stillschweigende Zustimmung durch passives Verhalten weiter Teile der Gesellschaft wie in der Weimarer Republik zu verhindern. Ziel ist es, die „Guten“ aus dem Passiven ins Aktive zu lotsen.

Auschwitz © By Emmanuel DYAN from Paris, France - Extermination Camp of Auschwitz-Birkenau, Poland, CC BY 2.0, 

Eine Übersicht unseres Portfolios finden Sie hier >> 

Statement

Bei jeder Form von Diskriminierung, Diffamierung oder Beleidigung aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Alter, Religion, Einkommen oder sexueller Orientierungsowie bei persönlichen Angriffen werden sofort die geeigneten rechtlichen Schritte ergriffen.

Forum Alma Rosé